DWC folgt dem Ansatz der inneren Kampfkünste (Neijia). Dabei geht es darum, die ausführenden Bewegungen mit den Konzepten der chinesischen Philosophie und Medizin zu vereinen. Dao Wing Chun ist deshalb auf 4 zentralen Säulen aufgebaut: Song (Lockerheit), Rou (Weichheit), Ling Huo (Flexibilität), Ziran (Natürlichkeit).
Dieses Prinzip soll helfen, den „Weg zur Weichheit“ zu finden und den Körper auf diese Weise zur körperlichen sowie mentalen Durchlässigkeit vorzubereiten. Das Wort „Lockerheit“ wird oft falsch verstanden. Es geht nicht darum alle Spannung abzubauen und beinahe schlaff zu werden. Das chinesische Wort „Song“ hat eine andere Bedeutung als unser Wort Lockerheit/Entspannung. Song beinhaltet eine große Lebendigkeit, es geht hier nicht um sämtliche Beseitigung von Spannung, sondern um die Beseitigung von unnötiger Spannung bzw. Blockaden. Es geht hierbei darum, eine natürliche Spannung im Körper zu haben, die nicht manipuliert ist und den Körper natürlich aufrecht hält (Wu Wei). Dem Körper wird so beigebracht, sich mehr als Einheit zu tragen und auch als Einheit zu bewegen.
Das daoistische Konzept der Weichheit arbeitet nicht mit der Idee des Widerstandes, sondern mit der Idee des Nachgebens. Weichheit bedeutet keinesfalls, nicht stark zu sein. Sie bedeutet alles starre loszulassen und ist in Wirklichkeit Teil einer sehr effizienten Methode, um Stärke zu erlangen. Gleichzeitig ist Weichheit eines der wichtigsten Prinzipien, um mit diesem Zuwachs an Stärke und Energie umzugehen. Dabei sind Energieflüsse, die harmonisch verlaufen, sehr wichtig. Kraft entwickelt sich in den sogenannten „Inneren Kampfkünsten“ nicht durch willentliche muskuläre Anstrengung, sondern durch die energetische Ausgewogenheit des ganzen Körpers. So kann Bewegungsenergie optimal weitergeleitet werden. Deshalb wird besonders darauf geachtet, ein Feingefühl für Rhythmik und Bewegungsimpulse zu entwickeln beziehungsweise diese zu verbessern.
Flexibilität (auf mentaler Ebene):
Dies bezieht sich auf die Art und Weise, wie man im Leben mit sich selbst und seiner Umwelt umgeht und wie man sich dementsprechend im Alltag verhält.
Gewisse Hürden des Alltags sollte man gelassener entgegensehen und nicht gleich mit eigener Konfrontation begegnen. Geistige und seelische Geschmeidigkeit führen mit der Zeit auch zu körperlicher Geschmeidigkeit und bilden so die notwendigen Voraussetzungen für eine umfassende sowie flexible Dialogfähigkeit in gewissen Konfliktsituationen, die ansonsten (durch ständiges "dagegen ankämpfen" oder durch "nicht - Raumwahrung / angemessene Grenzensetzung") schnell zu psychischem Stress führen können. Zusammengefasst, ist damit der flexible Umgang mit unvorhergesehenen Alltagssituationen / Angriffen auf mentaler Ebene gemeint.
Flexibilität (auf körperlicher Ebene):
Dies bezieht sich auf die körperliche Geschmeidigkeit / Lebendigkeit.
Es geht darum, auf unvorhergesene Angriffe, körperlich flexibel und ganz geschmeidig agieren und reagieren zu können, ohne sich vorher in Bewegungsmuster oder gar Techniken zu verstricken, die man sich zu Beginn der körperlichen Ausbildung in der Vergangenheit angeeignet oder auswendiggelernt hat. Die mentale Flexibilität überträgt sich mit fortschreitender Entwicklung auf die körperliche Flexibilität. Man bewegt sich daraufhin situationsbdedingt im Einklang mit der Schwerkraft völlig frei und techniklos.
Dies ist ein Begriff aus der daoistischen Philosophie und bedeutet so viel, wie "Von sich aus so sein". Individuelle Fähigkeiten, die in einem stecken, sollen geweckt, daraufhin gefördert werden und sich mit stetiger Weiterentwicklung seiner Selbst, grenzenlos entfalten können. Man erlangt so durch jahrelanges, beständiges Üben zu einem natürlichen Körpergefühl zurück, welches einem erlaubt, sich in jeder Situation frei und natürlich zu bewegen. Sowohl innerhalb als auch außerhalb einer festgelegten Form. Man erlangt mit der Zeit ein Gespür für natürlich - verkettete Bewegungen des Schwerpunkts, die nicht mehr künstlich sind, nichts willentlich manipulieren, sich so außerhalb vorgefertigter Muster bewegen und als eine Einheit fungieren.
Das Prinzip "Ziran" beinhaltet auch den wichtigen Aspekt: Wu-Wei - Dem Handeln ohne zu Handeln. Es soll an dieser Stelle aber auf keinen Fall mit "Nichts-tun" oder "Nicht-handeln" gleichgesetzt werden. Hier trifft eher die Ablehnung manipulativen Verhaltens zu. Es geht um ein situationsgerechtes Handeln. Man könnte es auch als ein eher einfühlsames Agieren sowie Reagieren auf eine jeweilige Situation bezeichnen. Auf die körperliche Ebene bezogen, ist es mehr die Idee einer mühelosen, einer nicht verschleißenden Bewegung. Auf die mentale Ebene bezogen, ist es mehr die Idee des Loslassens, vorgefertigter und starrer Denkensmuster. Man macht sich dadurch frei von vorgefertigten Techniken. Die Bewegung bzw. die Aktion / Reaktion einer Selbstverteidigungssituation wird dadurch formlos und somit für einen Angreifer undurchschaubar. Sie scheint kein Ziel zu verfolgen, ist aber zur Rechten Zeit am Rechten Ort. Es ist kein "tun" und dennoch bleibt nichts ungetan.